„Mein Ekel lässt mich alle Männer hassen“
Mit Mein Eigentliches Element (Amazon-Link) hat Grausame Töchter ihr erstes Album veröffentlicht. Mit einer Mischung aus Electro, EBM, Noize, Industrial und Punk deckt Grausame Töchter ein relativ breites musikalisches Spektrum ab. Im Mittelpunkt steht dabei Aranea Peel, ihre Texte und ihr Gesang. Dabei stellt die Musik einen Kontrast dar zu üblichen Klischees der Szene, Frauen wären nur Mäuschen die „musikalische Streicheleinheiten“ bekommen müssten (wie And One zu berichten wissen) oder dass wirklich hart nicht Männer sein können (und eigentlich auch sein müssen). Denn Aranea Peel ist Jungdomina (Link ist NSFW) und verarbeitet BDSM auch in ihren Texten, in der Musik und im Auftreten auf der Bühne (wobei ich noch keinen Auftritt gesehen habe).
Dabei sind die Texte wie zu erwarten hart, obszön und machen deutlich wer die Lack-Hosen an hat. Denn an ihrem Herrschaftsanspruch lässt Aranea Peel keinen Zweifel. Es bleibt aber nicht bei dem Klischee, dass das Herrschaftsverhältnis spielerisch herumgedreht wird. Denn in Bis das Blut fließt offenbart sich Aranea Peel mit den Worten „Mein Ekel lässt mich alle Männer hassen, nur Mädchen dürfen mich anfassen“ als lesbisch.
Den Hass auf Männer relativiert sie aber in einem Interview mit Cyber-Angels.nl in dem sie schildert, dass sie mit Männer zwar keinen Sex hat, aber BDSM mit sehr unterwürfigen und masochistischen Männern in Frage kommt. Was bei ihrem Beruf sicher von Vorteil ist…
Interessant finde ich den Kommentar:
„I am for radical emancipation and as well for radical sexualisation.It’s not liked by traditional men nor by feminists.“ (Interview)
Denn bisher weiß ich nicht was ich davon halten soll, was hinter einer radikalen Sexualisierung stecken soll… Wäre sicher interessant zu erfahren. Gerade die Frage danach was sexualisierte Frauen sein sollen wird leider auch nicht deutlich, wenn Zillo dem Label Dark Dimensions in den Mund legt: „Die Band sei ein Sprachrohr für selbstbewusste und sexualisierte Frauen der Schwarzen Szene […]“ (Quelle)
Dark Dimensions schreiben auf ihrer Webseite: “ „Grausame Töchter“ ist ein böser grenzüberschreitender Trip in den Abgrund der eigenen Seele, in die eigene dunkle Lust und Gier; ein Trip der alle Tabus und Konventionen über Bord wirft.“ Tabus werden durch die Band zwar auf alle Fälle gebrochen, stereotype Konventionen der BDSM nicht durchbrochen werden. Herrschaft und Unterwerfung scheinen absolut. BDSM wird nicht als eine (kritische) Auseinandersetzung mit Herrschaft gesehen sondern scheint ausschließlich praktiziert. Anregungen um über Macht in (queerem) BDSM nachzudenken gab Robin Bauer, der bei der Veranstaltungsreihe „Sex.MACHT!Spaß?“ einen Vortrag zu dem Thema gehalten hat. Zu finden beim femarchiv potsdam.
Alles in allem ist die Platte Mein Eigentliches Element eine Empfehlung für FreundInnEN der elektronischen Musik, die von Mackerrumgeprolle à la And One genug haben. Ich warte weiter auf mehr davon.
Hört sich für mich stark danach an, als würde sexualisiert völlig falsch verwendet. Vielleicht ist damit pro-sex(ualität) oder Ähnliches gemeint. (Was ja auch kritikwürdig ist)… Naja, ich finde es eher abstoßend, von sexualisierten Frauen, egal in welcher Form positiv zu sprechen.