Ficken entspannt… … wohl

Ich verstehe so einiges. Ich kann zum Beispiel verstehen, dass es einen nicht fröhlich macht, wenn mensch von der Security auf einer Party bei etwas erwischt wird, was eben jener Security nicht zu gefallen scheint. Ja und ich kann auch schon verstehen, dass mensch sich nicht alles gefallen lassen möchte. Ich kenne es ganz gut, dass es einfach Situationen gibt, in denen mensch anderer Meinung ist als die Person, die meint ein gewisses Machtmonopol für sich beanspruchen können – Platzverweise auf Demos lassen grüßen. Weiterhin kann ich verstehen, dass mensch seinen Unmut dann auch deutlich kundtut – auch wenn ich dafür nicht der Typ bin. Ein wenig sinnlos finde ich es, wenn mensch dann anfängt die Security zu beschimpfen. Es bringt halt nicht wirklich viel, bis auf ein mögliches Hausverbot, welches es dann auch wirklich brachte. Aber das war auch nicht meine Entscheidung.

Erschrocken bin ich dann doch als ich im Anschluss an diese, aus meiner Sicht unnötige, Szene folgenden Satz zu hören bekam: „Der ist wohl selbst schon lange nicht mehr richtig gefickt worden“. Und yeay, da war es wieder. Dieser Spruch, den ich eher aus anderen Zusammenhängen (antifeministischer Hetze) kannte, der aber bisher in meinem Umfeld nicht auftauchte. Der Spruch, der sonst von (heterosexuellen) Männern geäußert wird, wenn Frauen – am besten Feministinnen, was nur noch durch das Attribut lesbisch getoppt werden kann – eine, für jene Männer unbequeme, Meinung vertreten. Schockiert hat mich neben der Tatsache, dass es in meinem persönlichen Umfeld dann doch zur Sprache kam, dass es von einer Frau kam.
An dieser Stelle wird es dann Zeit für die selbstkritische Einsicht, dass ich scheinbar in meiner Wahrnehmung der Umwelt Frauen in sofern eine Sonderstellung einräume, als dass ich zumindest in diesem Fall überrascht war sexistische Kommentare von einer Frau zu hören. Aber es bestätigt die Einsicht, dass sexistische Kommentare eben nicht nur von Mackern kommen (müssen).

Die Funktion des Kommentars ist mir klar. Der/die Äußernde möchte gern eine Handlung oder eine Äußerung einer anderen Person als illegitim hinstellen, um damit seine/ihre eigene Weltsicht und Handlungsweise zu rechtfertigen. Damit der/die Äußernde keine Kritik seitens der andern Person zulassen muss ist da eben dieser Kniff, die andere Person einfach als unberechtigt hinzustellen, indem behauptet wird, dass sie die Welt genauso sehen würde, wenn sie nicht weiblich/männlich/lesbisch/schwul/queer/anderer Hautfarbe/anderen Glaubens/anders aussehend/(die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen) wäre. Der Kniff wird dadurch sogar noch besser, dass einfach eine Tatsache in den Raum gestellt wird, die nicht überprüfbar ist, nämlich, dass die Person keinen (gemeint ist heterosexuellen) Sex hat. Sex zu haben wird als Standard für Normalität gesetzt, etwas gegen diesen Standard einzuwenden macht verdächtig selbst keinen zu haben, damit dem Standard nicht zu entsprechen und damit auch illegitim zu sein.

Zurück bleibt das unangenehme Gefühl, dass dieser, in seiner Konstruktion clevere, sexistische Bullshit im eigene Umfeld scheinbar (bisher) einen Platz hat und dass Zugehörigkeit zu einer Szene die sich mal über Andersartigkeit definieren wollte, nicht automatisch bedeutet, dass Sexismus als Phänomen abgelehnt wird. Wäre auch echt zu einfach gewesen…

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