weldinggate als Befreiungsschlag

Wie alles begann

Die Situation die mich gerade sehr beschäftigt beginnt in meinem Wahrnehmungsbereich in dem Moment, in dem über Twitter der Link zu einem Blogpost reinkommt. Verfasst von Noah Sow. Deren Lesung ich in Gießen leider verpasst habe. Ich las den Text und dachte mir die ganze Zeit abwechselnd *WTF* und *facepalm*. Ja, es können bei Veranstaltungen Sachen schief laufen. Das an sich ist dann auch noch kein Problem. Es scheint aber von den OrganisatorInnEn entweder niemand im Café gewesen zu sein, um die Location mal abzuchecken, oder niemand störte sich an dieser Lampe und/oder erkannte, dass diese Lampe ein no-go, nicht nur in diesem Zusammenhang, ist. Alle drei Möglichkeiten lassen unterschiedliche Schlüsse zu, die ich an der Stelle nicht vertiefen will. Jedenfalls wäre das ein Umstand gewesen, der locker vermieden hätte werden können; mit ein wenig sensibler Vorbereitung.

Der zweite, zeitlich davor liegende Punkt, ist die Unkenntnis, was hinter PoC steckt. Dass das Wissen darum nicht Usus ist, halte ich im Übrigen nicht für eine gültige Entschuldigung, sondern für ein Symptom. Denn es zeigt, dass die Auseinandersetzung mit Rassismus im Alltagsdiskurs nicht sonderlich differenziert ist. In der BRD verstehen wir mehrheitlich unter Rassismus eben die Einteilung in sogenannte Rassen und/oder die Diskriminierung von Menschen, denen zugeschrieben wird keine Deutschen zu sein (in der Alltagssprache dann Ausländer, Migranten oder Menschen mit Migrationshintergrund). Neben dem was im Alltag unter Rassismus verstanden wird, gibt es aber noch viele weitere rassistische Verhältnisse in unserer Gesellschaft. Diese sind in der Betrachtung meist ausgeschlossen. Was Rassismus ist und was nicht ist auch nicht unumstritten. So gab es bei der Frage, ob Sinti und Roma Entschädigungen für das während der Nazi-Zeit erlittene Unrecht zusteht keine Einigkeit. Es wurde gestritten ob die Verfolgung von Sinti und Roma rassistisch motiviert war (wobei es für mich gar keinen Zweifel daran gibt).
Rassistische Verhältnisse sind vielfältig. Die Unkenntnis über den Begriff PoC ist dann nichts weiter als ein Symptom für einen verkürzten Diskurs, für eine unzureichende Auseinandersetzung mit dem Thema (durch uns alle).

Der Beitrag von Noah Sow endet mit dem Aufruf:

Aufruf:
– Liebe weiße Antiras und Organisator_innen des Festival Contre Le Racisme in anderen Städten!
Bitte erklärt diesen Menschen, was ihr Problem ist, denn ich bin zu müde dazu und muss mich damit beschäftigen, den Terror zu verdauen.
Bitte erklärt doch auch präventiv dazu, warum die AStA meine Fahrt und Übernachtung trotzdem bezahlen muss. (Quelle)

Dem Aufruf folgt unter anderem @lantzschi. Ihr Beitrag dazu hier. Da es in der weiteren Auseinandersetzung nicht wirklich um den Inhalt des Beitrags geht, sondern mehr um @lantzschi als Person und alle Personen für die sie zu stehen scheint, werde ich auf den Beitrag nicht weiter eingehen.

Die Reaktion

Am nächsten Tag erscheint unter dem Titel „Im Herzen die Weißeste von Allen“ ein Post bei Malte Welding. Der erste Beitrag, den ich von ihm gelesen habe. Und da war wieder dieses Gefühl zwischen *WTF* und *facepalm*. Und zwar weil der Post einmal richtig ins Internet kotzt, sich über geschlechtersensible Sprache lustig macht, versucht @lantzschi persönlich zu diskreditieren (eben anstatt sich mit der Position auseinander zu setzen) und das alles in einem herrschaftlichen Ton, der für mich am Ende sagt: Ich „habe halt einen Privilegienpenis und bin weiß wie Schnee.“ (Quelle) Und das kann ich sein, denn ich habe deswegen nicht nur keine Nachteile, sondern auch noch Vorteile, HA!!

Besonders beachtlich finde ich dabei die Passage:

„Da lädt jemand eine Autorin ein, hat das Café, in dem gelesen wird, vorher nicht untersucht, und kennt die Abkürzung des in Deutschland nicht besonders üblichen Begriffs People of Color nicht: und wird dafür hingestellt, als hätte sie das Dritte Reich mit Gaskammern beliefert.“ (Quelle)

Erstmal wird die Erfahrung von Noah Sow als unbedeutend, eine Lappalie hingestellt. Von einer Person, die nicht wissen kann wie es ist in dieser Situation ist. Ich kann auch nicht wissen, wie es in dieser Situation ist. Das ist genau der Grund warum ich diese Erfahrung nicht in Abrede stelle und in Abrede stellen würde. Was hier passiert ist nichts weiter als die Reproduktion von Machtverhältnissen; ein weißer Mann, der meint eine Situation, in der er nicht zugegen war und dessen Auswirkungen auf die Beteiligten er nicht verstehen kann(!) (und dass er sie nicht verstehen kann ist kein Vorwurf, sondern eine Tatsache), besser beurteilen zu können als eine der beteiligten Personen. Er sagt: Im Prinzip ist’s ja nicht so schlimm gewesen…

Dann wird auch noch die massenhafte, industriell organisierte Vernichtung von Menschenleben (in der Umgangssprache als Holocaust bezeichnet, obwohl unter anderen auch Sinti und Roma vernichtet wurden) als Gegenpol eingebracht. Diese soll im Satz den Gegenpol bilden, zu dieser doch total nichtig erscheinenden, also gar nicht erwähnenswerten Episode. Aber das ist nichts weiter als billigste Effekthascherei. Der Satz, kurz vor Ende des Artikels, soll am Ende noch einmal richtig reinhauen. Und da ist sich Malte Welding nicht zu schade auch noch den Holocaust aufzurufen. Das finde ich unglaublich schäbig. Ich finde, dass das ein Thema ist, dem es sich mit dem nötigen Ernst und der nötigen Sensibilität zu nähern gilt. Wer selbst dieses Thema nicht ernst genug nimmt und es einfach mal so gebraucht macht in letzter Konsequenz nichts weiter als das Thema zu verharmlosen, ob gewollt oder nicht. – Und das selbst wenn der inflationäre Gebrauch von Nazi-Vergleichen im Netz ja schon ein Treppenwitz ist –

Worum es eigentlich zu gehen scheint…

… schreibt Malte Welding später in einem Kommentar selbst: „ich bin, so sehe ich es nun einmal: nicht der Feind.“ (Quelle) Denn die Diskussion die sich in Kommentaren, anderen Blogs und Twitter ausbreitete, hat für mich den Tenor, dass endlich mal einer auf den Tisch haut und was gegen diese besserwisserische Queer-Feministische-Antirassistische-PolitischKorrekte Szene sagt. Gegen die, die immer nur meckern… Julia Seeliger dazu: „Und wenn “ihr” (nämlich die super-oberkorrekten-queer-post-wasweißichwas-Checker_innen) meint, dass ihr mit einem solchen Ansatz Rassismus und Sexismus in diesem Lande (und außerhalb dessen bekämpfen) könnt, dann liegt ihr falsch.“ (Quelle) „Ich zum Beispiel. Weil ich Gurkenkaiser, Lantzschi und andere mit ihrem nervigen queer-poststrukturalismus-Gelaber nicht mehr hören kann, sind sie auch nicht meine Bündnispartner. Es gibt keine Nähe mehr.“ (ebd.) Und: „Mann, Gurkenkaiser – raffst du es nicht oder willst du es nicht raffen? […] Sorry, aber dich kann man nur noch anranten mit deiner theoretischen Arroganz. Und das mache ich sehr gerne.“ (Quelle) Die Zitate sollen hierbei exemplarisch sein. Diese Position findet sich in vielen der Kommentare. Vielleicht nicht in der Deutlichkeit. Es scheint einen Frust zu gegeben, dass es da immer Leute (wahrgenommen aus immer der gleichen Ecke) gibt, die Kritik haben. Auch wenn das eigene Selbst einem/einer sagt, dass mensch selbst gar nicht das Problem ist. Das ich sagt „Ich bin doch eigentlich ok. Wir wollen doch das Selbe“. Ein Gefühl was ich auch kenne.
Aber wer hat denn gesagt, dass die Menschen die Kritik äußern, sich für etwas besseres halten, arrogant wären, auf einem hohem Ross säßen?? Ich habe den Eindruck, dass es sich noch immer um Abwehr handelt. Der Abwehr der Kritik, die gegen das Ich geht, das ertappt fühlt. Meine These: Dieses Unbehagen kanalisiert sich an der Stelle eben in Vorwürfe und Unterstellungen. Denn neben dem zweiten Punkt, den ich gleich erläutern will, war nicht viel Argumentation. @ihdl fasst, meinen Eindruck nach, passend zusammen: „Was für Argumente eigentlich? es geht doch nur darum zu beweisen, dass man gar nicht so schlimm ist, um sich besser zu fühlen.“ (Quelle)

Worum es aber auch geht…

… ist die Verschiebung von Verantwortung. Es geht um die Frage wer hier eigentlich wem was erklären muss und wer nach wessen Regeln spielen muss. Der zweite Strang der sich durch viele Postings zieht, ist die Forderung danach, dass doch bitte (für die kritisierte Person verständlich) erklärt werden soll, was die Kritik gerade meint. Es scheint die Erwartungshaltung zu geben, dass wenn jemand Kritik äußert die Person bitte auch haarklein erklärt was denn gerade das Problem ist, am besten sich noch dafür kritisieren lässt, was nur in Ausnahmefällen nicht dazu führt, dass am Ende die kritisierende Person die ist, die an allem Schuld sein soll.
So gab es vor nicht allzu langer Zeit einen Podcast zur Gamescom, bei dem kritisch über den Sexismus bei sog. Messebabes (also Messehostessen) gesprochen wurde. Dieses Gespräch war der Aufhänger für ein weiteres Gespräch, in einem anderen Podcast mit zum Teil gleicher Besetzung, in dem sexistischer Scheiß über Messehostessen abgelassen wurde. Woraufhin es eine Beschwerde wegen eben diesem Scheiß gab. Darauf wurde reagiert, mit Abwehr und derailing. Ein Vorwurf war, dass wenn Leute ihre Kritik nicht äußern wollen, sie eben selbst scheiße sind. Es wurde eingefordert, dass die Personen die Kritik äußern, auch hier bitte erstmal ihre Kritik (konstruktiv) ausführen sollen. Ansonsten würde sich mit der Problematik auch erst gar nicht weiter auseinandergesetzt.
Ich habe es persönlich auch nicht versucht es zu erklären und es haarklein auseinander zu nehmen, also den Erklärbären zu spielen. Das hatte für mich zwei Gründe. Ich hatte zum Einen den (persönlichen und ja, es kann natürlich alles anders gemeint gewesen sein, aber ich glaube dem Betroffenen nicht, eben wegen der benutzten Sprache – unter Anderem Getrolle) Eindruck, dass es nicht darum geht die Kritik zu bekommen, um sich damit kritisch auseinander zu setzen. Es schien für mich nicht darum zu gehen sich selbst zu überprüfen,  es schien mir darum zu gehen etwas zu bekommen was widerlegt werden kann. Denn es ist eben schwer sich von einem Vorwurf frei zu sprechen den mensch gar nicht so wirklich kennt. Zum Anderen war es diese herrschaftliche Haltung, sich nicht mit Kritik auseinanderzusetzen, wenn hier nicht nach den eigenen Regeln gespielt wird, also die Kritisierenden sich dem Verlangen fügen die Kritik auszuführen. Um es zu veranschaulichen, es klingt nach „Mach was ich sage, erklär‘ es mir oder ich ignoriere die Kritik. Denn ich kann es mir auch gut leisten es zu ignorieren.“ Dass dann niemand bereit ist das ganze auszuführen ist für mich klar, denn es würde gleichzeitig die Unterwerfung unter diesen gesetzten Herrschaftsanspruch („Du erklärst es Mir gefälligst“) bedeuten. Hier macht der Ton der Nachfrage eben einen großen Unterschied. Mit einer Nachfrage können unterschiedliche Inhalte transportiert werden. Ein interessiertes Nachfragen, welches deutlich macht, dass ein echtes Interesse an Selbstreflektion besteht ist eben was anderes als das Abfordern einer Erklärung. Einfach mal in die Situation versetzen und versuchen diese nachzuvollziehen.

Was ich gut verstehen kann…

… ist die Tatsache, dass es total schwierig und beunruhigend ist, wenn Kritik im Raum steht, die (auch potentiell) das eigene Selbst betrifft. Es geht mir darum zu zeigen, dass ich die Situation kenne, aber durchaus andere Reaktionen möglich sind. Ich war in der ersten Jahreshälfte auf einer Veranstaltung (da es hier nicht um die Veranstaltung an sich, sondern um die Situation geht, lasse ich das ganze abstrakt) bei der einige Konflikte aufgebrochen sind. Die Konflikte dreh(t)en sich um sexistisches Verhalten, Dominanzverhalten, um die Frage nach Ein- und Ausschlüssen und Privilegien. Es steht der Vorwurf im Raum, dass es Sexismus gab, dass es Dominanzverhalten gab, dass das zu Verletzungen und Ausschlüssen führt. Und ich saß da, war entsetzt, weil ich davon nichts mitbekommen habe und ich mich fragte „Habe ich was nicht mitbekommen“, „Habe ich was nicht mitbekommen und bin deswegen nicht eingeschritten“, „Bin ich damit gemeint und wenn ja was habe ich falsch gemacht“. Mich hat das nicht nur auf dem Weg nach Hause beschäftigt, sondern in dieser Intensität mindestens die gesamte darauf folgende Woche.  Mir machte vor allem zu schaffen, dass die Kritik abstrakt, nicht konkret im Raum stand. Es hat mich gefrustet und aufgeregt, nicht genau zu wissen was das Problem ist, wo ich meinen Anteil dabei habe und wie ich mich verhalten kann. Zwischenzeitlich war ich auch wütend wegen der Situation. Aber ich habe nicht bei den Kritisierenden nachgefragt, nicht verlangt, dass mir jemand erklärt was denn jetzt schief gelaufen ist. Auch wenn es mir schwer fiel. Der Grund dafür, dass ich nicht nachfragte war kein Desinteresse. Ich wollte es wissen. Ich hatte aber vorher mitbekommen, dass es eben doch der einfachste Weg ist sich von anderen erklären zu lassen was denn gerade falsch gelaufen ist. Es entbindet eineN selbst nämlich davon das eigene Verhalten kritisch zu reflektieren. Und es macht doch auch einen schönen Anschein, dass das eigene Verhalten doch so lange ok ist, bis sich jemand beschwert. Als wäre alles in Ordnung wenn sich niemand beschwert. Aber das bürdet eben denen, die unter dem eigenen beschissenen Verhalten leiden, die Verantwortung auf, mein Verhalten zu reflektieren, mir den Spiegel vorzuhalten. Quasi eine doppelte Vergesellschaftung dieser Personen. Und nein, ich will die Verantwortung für mein Verhalten niemandem anderen aufbürden, soweit es geht.
Ich habe mir in meinem Umfeld Personen gesucht, mit denen ich über das ganze reden konnte, die unbeteiligt waren. Und ich habe gemerkt dass ich die Kritik aushalten kann. Ich habe gemerkt, dass es mir hilft über mich und mein Verhalten nachdenken zu können, wenn ich eben nicht versuche einfach Kritik einzufordern. Denn diese Kritik würde die Betrachtung wieder nur Fokussieren und damit blinde Flecken, Leerstellen lassen. @ihdl gab zu dem Thema den richtigen „tipp: die abwehrreaktionen bei der frage, was strukturelle dominanz mit einer selbst macht, erstmal im inneren dialag durchgehen“ (Quelle). Kritik aushalten, sich mal selbst fragen. Für mich war es der richtige Weg im Umgang mit der Situation. Try it yourself.

Es bleibt am Ende aber wieder vieles ungeschrieben, aber das musste ich mir auch einfach von der Seele schreiben. Nicht um mich über jemanden zu stellen. Nicht um auf einem hohen Ross zu sitzen, sondern in der Hoffnung, dass diese beschissenen Verhältnisse am Ende des Tages ein wenig weniger beschissen ist. Vielleicht um ein wenig Anregung gegeben zu haben.

14 thoughts on “weldinggate als Befreiungsschlag

  1. ich verfolge den Welding schon sehr lange bei Twitter und habe bisher seine Artikel regelmässig gelesen und kann nur sagen: der Typ schreit nach Aufmerksamkeit, nichts anderes. der will nicht nur sein aktuelles Buch verkaufen sondern auch seine „Arbeit“ als Autor u.a. für die Berliner Zeitung. anscheinend hat er selbst nichts zu sagen.
    und er kommt vom „Thema“ Rassismus und Antirassismus gar nicht mehr weg. habe ihn heute entfolgt.

    allerdings machen die Kommentare besonders in seinem Blog, die ihm zustimmen ziemlich Sorgen. Feministinnen und Antirassistinnen sollten sich aber davon niemals einschüchtern lassen und Kommentare wie von dieser Möchtegern-Kämpferin Julia Zeitrafferin Seeliger a la „Ihr nervt!“ sollten Euch recht geben; nur wenn Ihr die weisse Norm _nervt_ habt Ihr Erfolg 😉

    also: einfach weitermachen.

  2. Das ist der beste Text den ich zu der eigentlichen Gegebenheit und zu dem anschließenden Durcheinander seid Donnerstag gelesen habe. Dankeschön für die detaillierten, persönlichen und ach so treffenden Worte.

  3. „… ist die Unkenntnis, was hinter PoC steckt. Dass das Wissen darum nicht Usus ist, halte ich im Übrigen nicht für eine gültige Entschuldigung, sondern für ein Symptom.“

    so habe ich das noch nie betrachtet, denn die kritik geht ja oft in die richtung: „ich hatte nicht die chance / vermögen, mir dieses wissen anzueignen“, was ja erst einmal nachvollziehbar ist, denn dieses wissen ist nicht institutionalisiert (z.B. im schulsystem), also quasi wirklich nicht jedem und jeder zugänglich. es regt allerdings (wieder einmal) zum denken an, welches wissen institutionalisiert ist und welches nicht, also welches wissen als „luxuswissen“ angesehen wird und welches völlig „normal“ ist.

    danke für diesen text.

  4. Von mir auch ein Dankeschön für das Gedanken- und Bedenken-Teilen! Da steckt viel Sortiertes drin, was auch mich im letzten Jahr beschäftigt hat. Ich werde den Text wohl noch ein paarmal lesen müssen. 🙂

  5. Danke, guter Text, sehr gut!

    Dieses „sprecht doch mal klartext“ ist auch ein vorgeschobenes Argument. Mir wurde poststrukturalistisches queer-geschwafel vorgeworfen. Lest meine 3 kommentar mal. wo ist da sowas zu finden? Selbst wenn, „es nervt“ (Seeliger) st auch nicht wirklich ein Argument.
    Wenn ich die Diskussion verschlagworten müsste würde ich sie unter „Lernunwilligkeit“ verbuchen. Das wird nochmal durch den unsäglichen Folgepost von Don Alphonso unterstrichen der Lantzschi vorwirft, ihre Haltung selbstständig geändert (also dazugelernt) zu haben und deshalb (die verknüpfung folgt keiner gängigen Logik) für sich in Anspruch nimmt nichts an seinem Denken ändern zu müssen.

    Man kann an dieser Diskussion sehr gut die Abwehrreflexe sehen, die aufgefahren werden, wenn auf Rassismus in der eigenen Praxis hingewiesen wird (wie du schon andeutest liegt das Problem auch in unterschiedlichen Auffassungen über Rassismus. Das ist gerade in Deutschland ein Problem, wo wir nachgeborenen dank Nazis ja alle qua Staatszugehörigkeit exzellente Antifaschist_innen sind und allein die behauptung der Existenz von strukturellem Rassismus entsprechend skandalös ist, aber nicht der Rassismus selbst.)

  6. Die ganze grundsätzliche Diskussion leidet – so nehme ich es wahr – an zwei Dogmen, die hartnäckig verteidigt werden:

    1. Wenn man jemandem rassitisches oder diskriminierendes Verhalten vorwirft und sich selbst als Betroffenen definiert, dann soll der Vorwurf bereits begründet sein, nur weil es subjektiv so empfunden wurde. Einer objektiven Ebene scheint es dafür gar nicht zu benötigen, weil jedes Opfer einer Diskriminierung selbst bestimmen darf, wann es diskriminiert wurde.

    2. Der Vorwurf muss auch gar nicht näher begründet werden. Man kann jederzeit jedermann den Vorwurf der Diskriminierung oder des Rassismus machen, oder der so vom Vorwurf betroffene hat dann gefälligst erst einmal selbst herauszufinden, was Begründung des Vorwurfes sein könnte.

    Eine Verteidigung oder gar die Widerlegung eines Rassismusvorwurfes scheint unter Beachtung dieser Dogmen (fast) unmöglich und scheinbar auch gar nicht wirklich vorgesehen.

  7. Endlich finde ich mal die entscheidende Frage erwähnt, die mit im Kopf herumschwirrt, seit ich den Artikel von Malte Welding fand: Wer bezahlt Zugfahrt und Übernachtung, und wird das Honorar trotz ausgefallenen Vortrags fällig?

    Natürlich hat jeder Mensch das Recht, Diskussionen abzubrechen, wenn sie meint, dass ihr der gebührende Respekt verweigert wird. Sie muss dies dann auch nicht erklären. Aber wenn dann um das Geld für Zugfahrt und Übernachtung verhandelt wird, kann m.E. das subjektive Empfinden, dass Respekt verweigert wurde, nicht ausreichen. (Und von hier aus verweise ich auf den Kommentar von Lawen4cer)

  8. @lawen4cer:
    Für mich stünde die Frage im Raum, wie die objektiven Kriterien aussehen, die bestimmen welche Handlung legitim als rassistische Handlung angesehen werden kann.
    Und vor allem was diese von subjektiver Empfindung unterscheiden soll, also was ist das Spezifische an dieser Objektivität.

    @susanna:
    Wer zahlt ist für mich klar. Und zwar der AStA. Denn im Fall von Noah Sow geht es nicht nur um fehlenden Respekt. Es geht um: „Wie gewaltvoll das für die PoC Studierenden hier ist“. Die Kritik, dass von der Struktur AStA die Veranstaltung nicht ausreichend vorbereitet worden ist, halte ich für zutreffend. Sowas hätte nicht passieren dürfen. Es ist ein Fehler passiert. Soweit ich das sehen kann sieht das der AStA mittlerweile selbst so. Den Fehler hat der AStA zu verantworten. In sofern ist die Rechnung auch zu tragen.

    @cassandra
    Ich behaupte, dass du mit hypothetisch 205€ schuldest. Ich erwarte deine Zahlung von 100€ möglichst bald 😉
    An das Argument der goldenen Mitte hatte ich in dem Zusammenhang gar nicht gedacht. Aber du hast Recht, dass es in vielen politischen Auseinandersetzungen vorgebracht wird. Meist habe ich dabei den Eindruck, dass dabei darum geht dem ursprünglichen Konflikt aus dem Weg zu gehen. Ich empfinde es als wichtiger sich zu einem Konflikt (u.a. argumentativ) zu positionieren, als den einfacheren Weg zu wählen und zu sagen „lass und nicht mehr über den Konflikt reden, sondern darüber wie es weiter geht“ (und es wird keine Verantwortung für den Konflikt übernommen). Denn das verdeckt wiederum Herrschaftsverhältnisse.
    Ja, dein Gedanke kommt aus einer anderen Ecke, aber wird dem Problem aus einer anderen Perspektive heraus gerecht 🙂

  9. Danke fürs Feedback!

    Und jetzt mal Abseits von allem Trubel, ein hoffentlich erholsames Wochenende! 🙂

  10. Soll das eine Einladung zum Dialog sein oder willst du mir einfach nur deine Meinung mitteilen??

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