Sex, Geschlecht und Musik – I

Zwei lange Autofahrten, anlässlich des Coca-Cola-farbenen Festes, haben mir mal wieder Zeit verschafft ein wenig Musik zu hören, über längere Zeit. Eine Compilation meiner Wahl war dieses Mal: Extreme Lustlieder Vol. 3. An der Zahl 18 Titel sind dabei, mit von der Party Szenegrößen wie Agonoize, Steinkind, Tyske Ludder und XP8. Aber diesmal kam mehr raus als der bloße Konsum der, zugegebenermaßen echt guten, Musik. Beim genauerem Hinhören kommen viele der gängigen Muster der Konstruktion von Männlichkeit und Weiblichkeit zutage. Diese im Folgenden im Einzelnen.

Zunächst aber zu der Art von Musik generell. Den Reiz, den die Musik für mich (ich weiß natürlich nicht ob ich da nur für mich allein spreche) ausmacht, ist kein sexueller. Die Texte drehen sich zwar überwiegend um Sex, aber sollen mehr schockieren als erregen. Das wird versucht indem entweder bewusst explizite Sprache verwendet wird (bestes Beispiel dafür sind Agonoize) oder bestimmte Film-Samples benutzt werden (sehr beliebt bei u.A. X-RX). In Teil eins werde ich kurz die Titel mit Samples erläutern

Zentriert ins Antlitz – Kleine Dreckige Geschäftsfrau – 6/18 (4:53): Dieser Titel ist ein gutes Beispiel für einen Track der mit Samples arbeitet. Dabei wird hier eine Szene aus Tokio Dekadenz gesamplet. Entsprechend der Szene im Film stehen sich hier ein sadistischer Mann (in diesem Fall ein Kunde einer Prostituierten) und eine sich ihm unterordnende Frau (sie ist Prostituierte und hat sich auf SM spezialisiert) gegenüber. Die Über- und Unterordnung entspringt dabei der Rollenverteilung im SM-Spiel. Wäre aber prinzipiell variabel. Entsprechend dieser Variabilität kommt es vor, dass Frauen Männer, aber auch Männer Frauen an einer Kette (welche an einem Ring am Halsband befestigt sind) führen. Was zur Führung dazugehört entspricht dabei den vereinbarten Rollen und Vorlieben, entsprechend der Spielart.

XR-X – Tanz Schlampe – 15/18 (4:08): Der Titel von XR-X sampelt aus dem Film Planet Terror, Teil des Grindhouse Double-Features von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez. Zu hören sind Louis, leicht psychopathischer Zombi-Soldat und gespielt von Quentin Tarantino persönlich und Cherry Darling eine Go-Go-Tänzerin, welche sich in der Gewalt der Einheit von Louis befindet. Vom Bild her scheint für mich hier ein Zwiespalt. Was auf alle Fälle das immer wieder zu finden ist, ist eine Affinität zu Militär und militärischer Kleidung, welche hier durch die Verbindung zur Waffe und der Rolle Tarantinos aufgemacht wird. Das beschränkt sich in der Szene aber auf eine bestimmte Form der Ästhetik. Diese Art der Kleidung sehe ich öfter an Männern als an Frauen, aber es gibt auch extra für Frauen angefertigte Kleidung im Military-Look. Dabei wird aber konsequent zwischen Frauen und Männern unterschieden, Crossdressing habe ich dabei noch nicht gesehen. Die Kleidung wird dann in Verbindung mit dem entsprechenden Gestus getragen. Die Go-Go-Tänzerin hingegen spiegelt keine mir bekannte Realität in der Szene wieder. Zwar würden Go-Go-Tänzerinnen gut in ein Klischee über elektronische Musik in Clubs passen, aber bis auf ein paar TänzerInnen bei vereinzelten Bands, haben Go-Gos keine Tradition. Da wird schon lieber selbst ausgiebig getanzt.

Gorgort – Versklavt – 5/18 (3:40): Auch Gorgort samplen aus einem Film von Robert Rodriguez und Quentin Tarantino, aus From Dusk Till Dawn. Zu hören sind unterschiedliche Szenen aus dem Film, aus dem Motel, vor dem Titty Twister und im Titty Twister. Das längste Sample stammt dabei von der Vampirkönigin Santanico Pandemonium (gespielt von Selma Hayek) die Seth Gecko (gespielt von George Clooney) einen Ausblick darauf gibt was ihn erwartet, wenn sie ihn auch zu einem Vampir macht. Das Zitat endet mit „Willkommen in der Sklaverei“ was Seth im Film mit „Nein danke ich war schon verheiratet“ quittiert, auch wenn das Zitat von Seth im Song weggelassen wurde. Mehr als ein bestimmtes Geschlechterbild zeigt der Song eher die gewisse Affinität zum Themengebiet Vampirismus. Dabei gibt es soweit ich das überblicken kann die unterschiedlichsten Bilder die mit Vampiren einher gehen, von sexualisierten bis prüden Vampiren beiderlei Geschlechts.

Soweit erstmal für Teil I

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