Jung, dumm und großartig

Nachdem ich letztes Wochenende diagnostiziert bekommen habe, dass ich anhand meines Aussehens nicht in eine musikalische Sparte passe, habe ich mir mal ganz Cyber die neue EP von Ext!ze angehört. Titel: Gothic Pussy

Musikalisch ist die Platte ein ziemlicher Genuss für Fans von treibender Cyber-Clubmusik. Neben dem Album-Edit von Gothic Pussy (an dem ich mich schon auf dem Album Fall0ut Nation satt gehört habe) finden sich mehrere Mixe des Titels und zwei neue Titel, jeweils auch in zwei Mixen. Remixe kommen dabei unter anderem von X-RX, Santa Hates You und Suono, was die Tracks noch mal um einiges abwechslungsreicher und besser macht. Mehr oder minder die beste Auswahl an KünstlerInneN für diese Art der Musik – zumindest meiner Meinung nach.

Besonders gelungen ist Gothic Pussy (Pussy Lovers RMX By Pete&Triton) welches die Ansprache von Chet Pussy, vor dem Titty Twister in From Dusk Till Dawn einbaut. Sehr nette Idee.

Heteronormativität : 100%

Leider bleibt die Begeisterung aber auf die Musik an sich beschränkt, denn die EP strotzt nur so vor Heteronormativität. Dass es bei einer EP mit dem Wort Pussy im Titel nicht um eine EP handelt die sich nur mit Männer beschäftigt war zu erwarten. Auch, dass die Chance genutzt wird um eine nackte Frau auf das Cover zu holen, keine Überraschung. Interessant wird es wenn mensch sich ein wenig auf der Myspace-Seite der Band umschaut. Zu sehen gibt es bei den Bildern, dass es von der EP zwei Versionen der Ltd. Edition gibt. Zum einen gibt es die „PUSSY BOX Female“ mit einer Schicken Filmdose, einen Slip, einer Postkarte, der EP, (scheinbar) einem Kondom und einem T-Shirt mit der Aufschrift „Gothic Pussy“. In der „PUSSY BOX Male“ findet sich anstelle des Slips ein Poster mit dem halb nackten Model, was auch schon auf der EP zu finden ist und ein T-Shirt mit der Aufschrift: „Gothic Pussy Hunter“.

Na dann haben wir die Rollen doch mal gut verteilt, Männer sind die Menschen mit den Postern von halb nackten Frauen, die auf der Jagd nach „Gothic Pussys“ sind und Frauen haben sich unten rum schön einzukleiden und darauf zu warten, dass sie ein Mann für sie fängt. Dass eine geneigte Frau vielleicht viel mehr Lust darauf hat selbst auf die Jagd zu gehen kommt genau so wenig in Betracht wie die Möglichkeit, dass es ganz nett wäre, wenn die „Beute“ unten rum hübsch eingekleidet sein könnte, auch wenn sie männlich ist. Die Rollen sind klar verteilt und bleiben in der binären Geschlechterlogik hängen. So wundert es auch nicht, dass es ein Heten-Pärchen ist, welches im Video zu „Gothic Pussy (Horrorporn Edit)“ knutscht.

Warum all die Aufregung

Eigentlich ganz einfach, ich habe keine Lust darauf mir die ziemlich gute Musik durch einfallslose Geschlechterarrangements kaputt machen zu lassen. Das ständige Bemühen von Heterosexualität tut so als gäbe es nichts anderes. Vor allem nervt es mich, da die Cyber-Szene eigentlich die Möglichkeiten bietet mich Geschlechterbildern zu spielen. Immer wieder sind Männer in High-Heels zu sehen und Frauen ziehen sich die zackigen Körperpanzer an, es gibt viele grelle Farben, es gibt viel Schminke und lange bunte Haare, bei Männern wie Frauen. Die Grenzen zwischen typisch männlich und typisch weiblich werden, zumindest optisch, verwischt. Warum dann nicht einfach mal ein Bisschen Mut und Kreativität darin gesteckt diese Grenzverwischung in die Musik und ins Merchandise zu übertragen?? Schade eigentlich.

Wer sich den anfangs misslungenen, zum Ende hin aber gelungenen Horrorporn Edit anschauen mag kann das gern hier tun:

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