Wir machen weiter mit Sexismus und Homophobie

Endlich komme ich dazu den Brief And One’s an ihre Fans zu kommentieren.

Steve hat diesen Brief am 22. Juli schon veröffentlicht und versucht darin deutlich zu machen, warum And One nach dem dritten Konzert der Tour mit Unheilig die restlichen Termine der Tour abgesagt hat. Ich spare mir an dieser Stelle jeglichen Spott, jegliche Häme über die bittere Erkenntnis was es bedeutet mit dem Grafen aufzutreten.

Viel interessanter als die eigentliche Nachricht und die eigentliche Erkenntnis von Steve finde ich was er beiläufig zu Themen geschrieben hat, die mich hier und Adrian Lang hier beschäftigt haben. Denn Steve nimmt unter anderem Bezug auf den Titel Zerstörer:

„Den Kommerzvorwurf hatte ich am Anfang auch garnicht richtig verstanden, zumal ich mir sicher war, dass unsere Fans eigentlich am besten wissen müssten, dass eine Band, die „Deutscher sei Stolz“ oder „Sieger ficken keine Tunten“ singt, monatelang kein einziges Interview gibt, mit Armbinde auf der Bühne rumprollt  oder wie bei der letzten Platte nicht mal eine einzige Single auskoppelt wohl alles andere vorhat, als sich beim VIVA oder Radiopublikum einzuschleimen. Ich dachte, dass wäre allen klar!?“ (Quelle)

Klar wird an der Stelle, dass wohl einige Sachen doch nicht so klar sind wie Steve denkt. Es scheint als würden Textpassagen wie „Sieger ficken keine Tunten“ und „Deutscher sei Stolz“ vor allem in den Texten auftauchen um zu provozieren. Um sich von VIVA- und Radiopublikum klar abzugrenzen. Und den Leuten in der Schwarzen Szene und den Fans müsste also klar sein, dass es nur Provokation ist, ein Spiel mit Tabus. Naja, dem scheint ja nicht so…

Aber gegen wen soll sich denn diese Provokation richten?? Mit was sollen denn provoziert werden?? Das VIVA- und Radiopublikum kann sich ja nur durch Aussagen provoziert fühlen, die seinem Einstellungs- und Normenset widerspricht. Da wäre die Möglichkeit, dass allein die Erwähnung von „Ficken“ provozieren soll. Ganz ehrlich, wer auch im Mainstream fühlt sich denn heute noch wirklich provoziert, wenn irgendwo „Ficken“ gesagt wird?? In einer Zeit in der es „Ficken“ sogar als Getränk gibt. Ich will nicht sagen, dass sich niemand provoziert fühlen würde, aber das Gros der Leute reagiert auf „Ficken“ wohl eher gelangweilt als schockiert… Übrig bleibt die Möglichkeit, dass die in „Sieger Ficken keine Tunten“ deutlich werdende Homo-/Tuntophobie provozieren soll. Das würde dann bedeuten, dass das „Politisch Korrekte“ Publikum von Radio und VIVA sich an Homophobie stören muss. Nun stimmt es zwar, dass immer häufiger, nach ausländerInnEn-, juden-, LGBTQ-, frauen-, usw.-feindlichen Witzen Menschen einschreiten und die Witze dann entschuldigt werden, dass es doch nur Humor sei, aber von einer „Politisch Korrekten“ oder um es treffender zu sagen von einer respektvollen, offenen und toleranten Hegemonie sind wir ziemlich weit entfernt. Oder wo waren die großen Proteststürme wenn homophobe MusikerInnen wie Eminem, die „No-Homo“-Fraktion der US-Rapper, usw. bei VIVA oder im Radio vorkommen?? Ich kann mich nicht erinnern…

Im Gegenteil, soweit ich das sehen kann ist es noch immer hegemonial, dass Witze über so genannte Minderheiten gemacht werden, dass Homosexuelle u.a. bei Erbschaften, Lebenspartnerschaften und Steuern benachteiligt werden. Und während ich dies schreibe lese ich über Twitter, dass an eine Wand des Autonomen Schwulen-Trans*-Queer-Referats der Uni Gießen u.a. ein Hakenkreuz gesprüht wurde. Um es kurz zu machen: Homophobie, wenn auch nicht immer ganz offen, gibt es noch immer im Mainstream dieser Gesellschaft, der wohl mit VIVA- und Radiopublikum gemeint war. Konsequenterweise würde das bedeuten, dass sich eine Band die den Mainstream provozieren will nicht homophoben Zeugs bedienen, sondern dies kritisieren sollte. Das nackte Gesicht ihrer mainstreamigen Selbst zeigen, mit all der Intoleranz in den Köpfen dahinter. Chance vertan… So kichern nur die, die mit dem Text kein Problem haben und den Text „rebellisch“ finden, was er nicht ist. Der Text eckt an, aber eben nicht bei dem VIVA- und Radiopublikum, sondern bei Leuten aus der Szene die ein Problem mit Homophobie haben… Und wenn das so der Fall ist, dann war es entweder Absicht, dass diese Leute getroffen werden oder handwerklich schlecht.

Und der normale Sexismus

Zum Abschluss noch zwei Zitate, der erste soll vergleichend erläutern, dass die richtigen Leute Sachen schon nicht falsch verstehen:

„Das fühlt sich an wie eine alte Ehe, wo der Mann der Frau hinterherruft „Wenn du aus der Küche zurückkommst, dann bring Bier mit, du dusselige Kuh!“ und die Frau kichert ihn darauf mit nem süßen Blick an.“ (Quelle: ebd.)

Es braucht wohl keine weitere Erläuterung. Und dass Steve ein ganzer Mann ist beweist er natürlich auch:

„Ich war wieder ganz der Alte und meine Batterien waren wieder voll aufgeladen. Mein Schatz hat dies in der selben Nacht noch zu spüren bekommen! Die Arme! Mittlerweile kann sie aber wieder gerade laufen ;)“ (Quelle: ebd.)

Insgesamt erklärt der Artikel vieles, auch Fragen die er sicher nicht beantworten wollte. Leider macht es das nicht besser…

2 thoughts on “Wir machen weiter mit Sexismus und Homophobie

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